Silvester ist für viele Menschen ein Highlight des Jahres. Für viele Hunde leider nicht. Knallerei, grelles Licht, ungewohnte Hektik – all das kann Angst und Stress auslösen. Und das nicht nur in der Silvesternacht, sondern oft schon Tage vorher.
Man kann Ängste nicht verschwinden lassen und leider werden auch hier Wunder seltenst wahr, doch das Gute ist, man kann versuchen vorzubeugen und so vielleicht doch etwas den Stress minimieren. Und wichtig wäre nicht erst am 31. Dezember zu starten, sondern schon lange, lange vorher.
Sieh diesen Artikel vielleicht als kleinen Reminder jetzt zu starten.
Warum Vorbereitung so wichtig ist
Angst entsteht nicht erst beim ersten Knall. Sie baut sich auf – durch Geräusche, Gerüche, Lichtblitze, Stimmungen und die Unberechenbarkeit, wann dies stattfindet. Und: Sie lässt sich beeinflussen. Nicht durch Ignorieren, sondern durch bewusste Begleitung.
Angst ist dafür da, dass der Körper reagieren kann und so überleben kann und Angst ist begleitet von Stress, das den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Ob dein Hund schon Angst kennt oder Silvester zum ersten Mal erlebt – du kannst ihm helfen, sich sicherer zu fühlen.
Kleiner Exkurs:
Wie kannst du Angst bei deinem Hund erkennen?
So kann dein Hund aussehen:
- Geduckte Haltung – Der Hund macht sich klein, zieht den Kopf ein, senkt den Rücken
- Rute unter dem Bauch eingeklemmt
- Ohren angelegt mit einer glatter Stirn
- Aufgerissene oder schlitzförmige Augen
- Lippen sind weit zurückgezogen und wirken sehr lang
Das kann dein Hund machen:
- Zittern
- Hecheln und Speicheln
- Durchfall
- Appetitlosigkeit
- Weglaufen/Zurückziehen
- Unruhig umherlaufen
- Winseln oder Jaulen
Was du jetzt schon tun kannst
1. Rückzugsort schaffen
Richte deinem Hund einen ruhigen, geschützten Platz ein – am besten in einem Raum, der sich abdunkeln lässt. Eine Box, eine Höhle, Decken, vertraute Gerüche. Dieser Ort sollte positiv verknüpft sein – mit Ruhe, Kauartikeln, Nähe – und das auch schon Tage/Wochen vor Silvester.
Wenn dein Vierbeiner aber dann an Silvester lieber in die Dusche will, oder unter dein Bett, dann lass ihn dahin und bleib in der Nähe, erzwinge nicht, dass er unbedingt auf diesen von dir ausgesuchten Platz gehen muss!
2. Geräuschetraining starten
Spiele leise Feuerwerksgeräusche ab, während dein Hund etwas Schönes erlebt – z. B. frisst, spielt oder kuschelt. Steigere die Lautstärke langsam über Wochen. Ziel ist nicht „Abhärtung“, sondern Verknüpfung mit Sicherheit. Und ja, es geht bei Silvester um mehr, als nur Geräusche, jedoch sind die Geräusche eben auch ein Teil davon!
3. Beruhigungshilfen prüfen
Ob Thundershirt, Mutt Muffs (Ohrenschützer für Hunde), Pheromone, Bachblüten oder tierärztlich begleitete Präparate – es gibt viele Möglichkeiten. Wichtig ist: rechtzeitig testen und den Hund ggf. daran gewöhnen, nicht erst am Silvesterabend.
4. Entspannung konditionieren
Dies ist eine Trainingsmöglichkeit, welche jedoch langsam und kleinschrittig aufgebaut werden muss und dann in Extremsituationen helfen kann den Stress zu reduzieren.
Hast du hier Interesse daran, dann können wir das gern in einem individuellen Training angehen. Melde dich bei mir.

5. Registriere deinen Hund
Es ist eine Horrorvorstellung, aber die Zahl der entlaufenen Hunde an und um Silvester schießt jedes mal dramatisch in die Höhe. Achte auf die Sicherung deines Hundes, aber stelle dennoch sicher, dass dein Hund bei Tasso oder anderen Stellen registriert ist und alle Daten aktuell sind.
6. Schonkost vorbereiten
Schlägt Stress generell bei deinem Hund gern auf den Magen, macht es Sinn schon prophylaktisch einige Mahlzeiten Schonkost vorzubereiten. Nutze das, was dein Hund gut verträgt und du sonst fütterst, wenn dein Hund Durchfall hat. Solltest du nichts spezielles haben, mache am besten keine Experimente, sondern füttere sein gewohntes Futter.
Was du rund um SIlvester tun sollst
Achtung, die ersten Böller und Raketen werden oft schon Tage vor Silvester gezündet! Sei vorsichtig!
1. Spaziergänge anpassen
Plane Gassirunden früh am Tag, bevor die Knallerei beginnt. Immer mit Leine und gut sitzendem Geschirr oder Halsband, gerne auch mit doppelter Sicherung oder mit einem GPS Tracker. Auch Hunde ohne Angst können sich erschrecken und panisch fliehen. Bei panischen Hunden empfehle ich generell die doppelte Sicherung mit einem Sicherheitsgeschirr und gut sitzendem Halsband und ggf. GPS Tracker! Und mach dir keine Sorgen, wenn die Gassirunden an und um Silvester kürzer ausfallen. Hast du das Gefühl, dass sich dein Hund draußen nicht wohl fühlt, dann geh nur kurz in Ruhe raus zum lösen und beschäftige dich sonst drinnen mit ihm.
Kleiner Exkurs:
doppelte Sicherung
Dies bedeutet, dass dein Hund an zwei Punkten befestigt ist. Das kann ein gut sitzendes Geschirr und ein Halsband sein, woraus der Hund nicht herausschlüpfen kann, oder zwei gut sitzende Halsbänder. Sowohl an das Geschirr, als auch an das Halsband kommt jeweils eine Leine.
Eine Leine hältst du wie üblich, die andere wird zusätzlich an dir befestigt, eventuell bei einem reißfesten Gürtel, oder diagonal um den Körper hängend.
Hintergrund ist folgender: Sollte sich der Hund von einer Befestigung befreien, sollte dir die Leine aus der Hand fallen, oder eine Leine reißen, ist der Hund dennoch immer noch gesichert.

2. Ablenkung
Dies funktioniert nur, wenn die Angst noch nicht Überhand nimmt. Ind em Fall mach gern Spiele mit deinem Hund. Manche schnüffeln auch gern, lass Kekse in der Wohnung suchen, oder mach eine Trickeinheit. Lecken und Kauen kann ebenfalls ablenken und beruhigen. Biete deinem Hund gern eine Schleckmatte, einen gefüllten Kong oder einen Kauartikel an.
3. Nähe statt Ignorieren
Das Gerücht, man dürfe einen ängstlichen Hund nicht trösten, ist überholt. Wenn dein Hund Schutz sucht, darfst du ihn begleiten. Deine ruhige Stimme, deine Nähe – das ist Sicherheit. Achte dabei immer gut auf die eigenen Emotionen. Wenn du selbst Angst und Panik hast, kann sich dies auf deinen Hund übertragen.
4. Entspannungsmusik & Geräuschkulisse
Musik, ein laufender Fernseher oder Naturgeräusche können helfen, die Knallgeräusche zu überdecken. Wichtig dabei ist eine durchgehende Geräuschkulisse.
5. Lichtreflexe verhindern
Ziehe Gardienen zu, lasse die Rollos runter. Das hilft gegen die unvorhersehbaren Lichtreflexe und dämpft zudem die Geräusche auch noch ein wenig.
6. Wegfahren
Weißt du bereits, dass dein Hund in Panik geraten wird, ist es vielleicht sinnvoll zu versuchen dem Geknalle zu entkommen. Entweder direkt für einen „Urlaub“ ein paar Tage wegfahren (Auf Almhütten oder auf einigen Inseln darf nicht geböllert werden, oder Flughafenhotels bieten dies oft direkt an) oder bevor es richtig los geht, um dem Schlimmsten zu entgehen ab auf die Autobahn, tief in einen Wald oder in eine Tiefgarage, das hilft manchmal auch schon.
7. Medikamente
Hat dein Hund große Panik, dann lass dich bitte frühzeitig von deinem Tierarzt beraten, ob es Sinn macht ihm Medikamente zu geben.
Wichtig! Medikamente mit Acepromazin sedieren deinen Hund NUR körperlich -> Dein Hund hat Panik, kann es aber nicht zeigen.
Merke: Bleibe selbst möglich ruhig, sei für deinen Hund da, sicher ihn gut ab und lasse ihn wenn er Angst hat auf keinen Fall einfach allein!
Die Tage nach Silvester

1. Absicherung
Bitte lasse deinen Hund auch die Tage nach Silvester noch nicht von der Leine, es kann leider immer noch passieren, dass vereinzelt Böller gezündet werden. Achte zusätzlich auf Scherben, Reste von Feuerwerkskörpern und weiteren Müll, der leider nach dem Jahreswechsel in Massen auf den Straßen und Wiesen liegt!
2. Ruhe bewahren
Gib deinem Hund die Zeit, die er braucht um wieder der Alte zu werden. Je nach Stress und Hund dauert es mehrere Tage, bis der Stresspegel dieser einen Nacht wieder abgebaut ist.
Erwarte nicht zu viel, versuch weiterhin deinen Hund abzulenken und sei für ihn da!
Für Welpen & junge Hunde
Der erste Eindruck zählt. Wenn dein Hund Silvester zum ersten Mal erlebt, hast du die Chance, es gut zu gestalten. Vermeide Überforderung, sorge für Ruhe, begleite ihn bewusst. Denn: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck und denke bitte immer an die Absicherung. Nichts ist schlimmer, als ein pansicher und entlaufener Hund an Silvester!
Bedenke aber auch, es liegt nicht an dir, wenn dein kleiner Hund dennoch Angst bekommt. Es spielen viel mehr Faktoren dazu, unter anderem auch Genetik, frühere Erfahrungen und auch einfach der Charakter.

Ende gut, alles gut?
Wie anfangs schon erwähnt, gibt es leider keine Garantie, dass wir unseren Hunden die Angst nehmen können und ob wir nicht doch wieder verzweifelt dasitzen, während der eigene Hund speichelt, zittert und leidet. Das Gute ist, Silvester ist nur einmal im Jahr.
Sei für deinen Hund da, versuche selbst die Ruhe zu bewahren und vielleicht können einige Tipps oben dieses Silvester etwas angenehmer gestalten.
Möchtest du individuelle Beratung dazu haben? Dann melde dich gern bei mir oder buche direkt ein Erstgespräch


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